SEINES ZEICHENS STEINMETZ - STEINMETZZEICHEN
... das ist ein STEINMETZZEICHEN
       Das Steinmetzzeichen ist ein grafisches Zeichen, Gemerk oder Markierung, dessen Formen, oder Formenerweiterungen auf einer einfachen Linie, einem Kreis oder Kreisbogen basieren.
       Die Steinmetzzeichen wurden überwiegend vertieft eingeritzt oder eingearbeitet. Seltener sind die erhaben gearbeiteten Steinmetzzeichen. Neben den Steinmetzzeichen existieren auch Versetzzeichen, welche in den meisten Fällen vom Steinmetzzeichen zu unterscheiden
sind. Die Versetzzeichen wurden durch den Steinmetz oder Maurer in Werkstücke eingeschlagen, um deren Lage, Ausrichtung und Drehung im Baukörper bei der Anfertigung festzulegen, beziehungsweise dem Versetzer deutlich anzuzeigen. Diese Versetzzeichen werden im folgenden nicht weiter behandelt, da sie von den Steinmetzzeichen in ihrer inhaltlichen Bedeutung klar zu unterscheiden sind.
       Seltener vorkommend sind Meisterzeichen, beziehungsweise solche Zeichen, welche auch als Meisterzeichen erkennbar sind. Das Meisterzeichen (eines Bau-, Werk- oder Bildhauermeisters) unterscheidet sich ab dem frühen 16. Jahrhundert oftmals nicht durch seine Form von den am gleichen Bau vorkommenden Steinmetzzeichen. Vielmehr wurde es in einer Rahmung, einem Wappenschild und in erhabener Form gearbeitet oder in deutlich exponierter Lage hervorgehoben.
       Die geometrische Form des dargestellten Meisterzeichens bleibt jedoch einfach und läßt sich kaum von den anderen (Steinmetzzeichen) am gleichen Bau unterscheiden. Dieses wird durch das nachfolgende Beispiel der sehr einfachen Meisterzeichen des Peter Parler oder des Matthäus Roritzer deutlich.
NUMMER: 980405C/ ART DER ERFASSUNG: Nachzeichnung lt. Quelle/ ORT: Prag/ QUELLE: C. Gurlitt, 1920/ OBJEKT: Dom/ DATIERUNG: um 1372-1378/ BAUTEIL: --/ SIGNATUR: Peter Parler/ INFO: Umfangreiche Biographie vorhanden. Dombaumeister in Prag ca. 1372 bis 1378, geboren um 1330/1333, gestorben 13.07.1399.
NUMMER: 980124P/ ART DER ERFASSUNG: Nachzeichnung lt. Quelle/ ORT: Regensburg/ QUELLE: Hubel, Schuller, 1995/ OBJEKT: Dom/ DATIERUNG: um 1464-1495/ BAUTEIL: --/ SIGNATUR: Matthäus Roritzer/ INFO: Umfangreiche Biographie vorhanden. Dombaumeister in Regensburg, wie angegeben, gestorben 1495. Auch von F. Mader, 1981, registriert. Hier jedoch irrtümlich um 1450-1463 Wolfgang Roritzer zugeordnet.

       Um sich als Werkmeister am Bauwerk abzugrenzen, beziehungsweise deutlich hervorzuheben, hat sich dieser mitunter durch eine bildliche Darstellung verewigt. Diese plastischen Darstellungen reichen von einfachen Masken und Porträts bis hin zu vollplastischen und lebensgroßen Skulpturen, welche mit den typischen Werkzeugen als Attribute in den Händen, wie Knüpfel, Eisen, Winkel und Zirkel ausgestattet wurden. Diese Selbstdarstellungen finden sich meist ohne Steinmetzzeichen, existieren also parallel. Neben der Verwendung geometrischer Zeichen wurden als Steinmetzzeichen auch Buchstaben, Ziffern, christliche Symbole und bildliche Darstellungen verwendet.
       Zur weiteren Differenzierung werden die Begriffe "geometrisches Steinmetzzeichen" und "Sonderzeichen" benutzt. Sie sind willkürlich gewählt und sollen mathematisch-geometrische Zeichen von den genannten Sonderformen, also bildlichen oder symbolischen Darstellungen, differenzieren. Der Beurteilung eines geometrischen Steinmetzzeichens nach deren Ausrichtung "oben" und "unten" kann keine Bedeutung beigemessen werden. Vorkommende gleiche Steinmetzzeichen, durch einen Urhebers an einem Bauwerk verwendet, ist oft in 90� gedrehter Position auffindbar, daß heißt im Wesentlichen können 4 Seiten eines geometrischen Steinmetzzeichens den oberen Abschluß bilden.
       Möglicherweise hatte ein Steinmetzzeichen durch den Urheber eine klare Ausrichtung erhalten. Diese ist heute jedoch kaum belegbar, da beim Einbau der Werkstücke, respektive einfacher Quader, nur in äußerst seltenen Fällen auf die Ausrichtung des Steinmetzzeichens geachtet wurde. Hierfür waren mit Sicherheit die Maße des Werkstückes und deren Verwendung in Hinblick auf die zu errichtende Schicht ausschlaggebend. Die Arbeitsteilung von Anfertigung und Versetzen eines Werkstückes als voneinander getrennte Leistungen, ist hierbei zu berücksichtigen. Danach kann nur in den wenigsten Fällen (komplizierte Profilstücke, Bekrönungen, Traufgesimse u.ä.) der Steinmetz den späteren Einbau beziehungsweise die Ausrichtung des Werkstückes bei der Anfertigung gewußt und damit die Ausrichtung seines Steinmetzzeichens berücksichtigt haben. Die Vorkommen am Bau bestätigen in der Regel diese Aussage.
       Anders als bei den "geometrische" genannten Steinmetzzeichen haben offensichtlich erkennbare Steinmetzzeichen in Form von: Abbildungen von Tieren und Pflanzen, Werkzeugen und Geräten, römische Zahlen, arabische Ziffern, lateinische Buchstaben und ähnliches eine gewünschte Ausrichtung. Hier ist in den meisten Fällen die Ausrichtung des Steinmetzzeichens eindeutig formuliert. Jedoch muß hier ebenfalls festgestellt werden, daß das jeweilige Werkstück nicht unter Berücksichtigung der Ausrichtung des Steinmetzzeichens versetzt wurde. Diese Zeichen (ausgenommen Buchstaben und Ziffern), welche man eher als Symbole bezeichnen möchte, entstammen oftmals Abbildungen aus dem täglichen Leben.
       Der eigenen Phantasie wurden keine Grenzen gesetzt. Insofern wurden diese Steinmetzzeichen als bildliche Darstellung wesentlich persönlicher und individueller verwendet. Von diesen Sonderzeichen werden Beispiele aus nachfolgenden Gruppen genannt:
Buchstaben:
NUMMER: S/9601161/ ART DER ERFASSUNG: scan lt. Quelle/ ORT: Dimbach/ QUELLE: H. Koppelt, 1977/ OBJEKT: Kirche/ DATIERUNG: 1325/ BAUTEIL: --/ SIGNATUR: --/ INFO: --
NUMMER: S/930809T/ ART DER ERFASSUNG: scan lt. Quelle/ ORT: Merseburg/ QUELLE: H.J. Krause, 1973-1976/ OBJEKT: Dom/ DATIERUNG: 1460-1466 oder 1510-1514/ BAUTEIL: Kreuzgang-Ostflügel/ SIGNATUR: --/ INFO: --
NUMMER: S/96011620/ ART DER ERFASSUNG: scan lt. Quelle/ ORT: Dimbach/ QUELLE: H. Koppelt, 1977/ OBJEKT: Kirche/ DATIERUNG: 1325/ BAUTEIL: --/ SIGNATUR: --/ INFO: --
NUMMER: S/980315V/ ART DER ERFASSUNG: scan lt. Quelle/ ORT: Bern/ QUELLE: L. Mojon, 1960/ OBJEKT: Münster/ DATIERUNG: 1450-1500/ BAUTEIL: Mittelschiff/ SIGNATUR: --/ INFO: genauer: Turmpfeiler, Wangen gegen Mittelschiff
NUMMER: S/980330F/ ART DER ERFASSUNG: Nachzeichnung lt. Quelle/ ORT: Meissen/ QUELLE: C. Gurlitt, 1920/ OBJEKT: Dom/ DATIERUNG: um 1250-1275/ BAUTEIL: Chor/ SIGNATUR: --/ INFO: --
Ziffern:
NUMMER: S/960728F/ ART DER ERFASSUNG: scan lt. Quelle/ ORT: Würzburg/ QUELLE: H. Koppelt, 1977/ OBJEKT: Rathaus/ DATIERUNG: um 1401-1499/ BAUTEIL: --/ SIGNATUR: --/ INFO: keine genauere Datierung
NUMMER: S/970123C/ ART DER ERFASSUNG: scan lt. Quelle/ ORT: Fürstenau/ QUELLE: F. Krebs, 1982/ OBJEKT: Schloß/ DATIERUNG: 1301-1799/ BAUTEIL: Mühle-Ostseite/ SIGNATUR: --/ INFO: keine genauere Datierung. Gebäude aus dem 16.Jh., unter möglicher Wiederverwendung von Quadern eines Vorgängerbaus.

bildliche Darstellungen (Pflanzen, Tiere, Werkzeuge, andere Symbole):

NUMMER: S/930720Z/ ART DER ERFASSUNG: Nachzeichnung lt. Quelle/ ORT: Naumburg/ Saale/ QUELLE: P. Hofmann, 1993/ OBJEKT: Dom/ DATIERUNG: 1280-1305/ BAUTEIL: Ostchor (außen)/ SIGNATUR: --/ INFO: 1 Stück auf einfachem Werkstein
NUMMER: S/940123C/ ART DER ERFASSUNG: scan und Nachzeichnung lt. Quelle/ ORT: Pirna/ QUELLE: Dr. H. Steche, 1882/ OBJEKT: Stadtkirche/ DATIERUNG: 1504-ca. 1550/ BAUTEIL: --/SIGNATUR: --/ INFO: --
NUMMER: S/970119Q/ ART DER ERFASSUNG: scan und Nachzeichnung lt. Quelle/ ORT: Maidbronn/ QUELLE: H. Koppelt, 1977/ OBJEKT: Klosterkirche/ DATIERUNG: um 1300/ BAUTEIL: --/ SIGNATUR: --/ INFO: --
NUMMER: S/970126F/ ART DER ERFASSUNG: scan lt. Quelle/ ORT: Meissen/ QUELLE: U. Bauer-Borneman, 1996/ OBJEKT: Albrechtsburg/ DATIERUNG: 1470-1482/ BAUTEIL: --/ SIGNATUR: --/ INFO: --
NUMMER: S/970119L/ ART DER ERFASSUNG: scan und Nachzeichnung lt. Quelle/ ORT: Maidbronn/ QUELLE: H. Koppelt, 1977/ OBJEKT: Klosterkirche/ DATIERUNG: um 1300/ BAUTEIL: --/ SIGNATUR: --/ INFO: Wiedergabe STZ nur ungenügend, da lt. Quelle äußerst klein wiedergegeben.

      Da die vorgenannten Steinmetzzeichen des 12. bis 14. Jahrhunderts nicht Hauptthema dieser Arbeit sind, sei an dieser Stelle auf die umfangreiche Sammlung romanischer und frühgotischer Steinmetzzeichen von Herrn Karl List verwiesen, in der die vielfältigsten Formen zusammengetragen und dargestellt sind. Aus der Gruppe der "geometrischen" Zeichen, die in dieser Arbeit besonders berücksichtigt wurden, werden ebenfalls einige Beispiele typischer Zeichen wiedergegeben, welche vom 14. bis 17. Jahrhundert häufig verwendet werden:
NUMMER: 960112M/ ART DER ERFASSUNG: scan lt. Quelle/ ORT: Dettelbach/ QUELLE: H. Koppelt, 1977/ OBJEKT: Wallfahrtskirche/ DATIERUNG: 1505, oder 1608-1613/ BAUTEIL: --/ SIGNATUR: --/ INFO: Kirchenbau ab 1505, Umbau unter Beibehaltung des Chores 1608-1613. Möglicherweise identisch mit 960225E und 991005R.
NUMMER: 991016C/ ART DER ERFASSUNG: scan lt. Quelle/ ORT: Kötzschau/ QUELLE: Dr. H. Otte, 1883/ OBJEKT: Kirche/ DATIERUNG: um 1480-1520/ BAUTEIL: Strebepfeiler/ SIGNATUR: --/ INFO: --
NUMMER: 981003M/ ART DER ERFASSUNG: scan lt. Quelle/ ORT: Rochlitz/ QUELLE: C. Pfau, 1896/ OBJEKT: Petrikirche/ DATIERUNG: 1476-1499/ BAUTEIL: --/ SIGNATUR: --/ INFO: Wiedergabe STZ lt. Quelle sehr klein.
NUMMER: 981001F/ ART DER ERFASSUNG: scan lt. Quelle/ ORT: Wickershain b. Rochlitz/ QUELLE: C. Pfau, 1896/ OBJEKT: Kirche/ DATIERUNG: um 1425/ BAUTEIL: Chor/ SIGNATUR: --/ INFO: Wiedergabe STZ lt. Quelle sehr klein.
NUMMER: 980603W/ ART DER ERFASSUNG: scan lt. Quelle/ ORT: Brieg/ QUELLE: A. Zappe, 1973/ OBJEKT: Piastenschloß/ DATIERUNG: 1551-1553/ BAUTEIL: --/ SIGNATUR: --/ INFO: Wiedergabe STZ lt. Quelle sehr klein.
       
   
 
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